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Hanna Sass
07.07.- 22.07.2018
Hanna Sass, impulsiv und spontan?
Die Grafiken von Hanna Sass sind Abbildungen, Abdruck und Zeugnis der gestischen Herangehensweise, die sich kongenial mit den grafischen Techniken herausgebildet hat. Die größtmöglich maschinell druckbaren Holzschnitte und nur wenig kleineren Radierungen, die den schon umfangreichen Werkkomplex ausmachen sind eine aus zerfetzten, rissigen Spuren bestehende Abbildung des direkten Zugriffs, ja Angriffs auf die Flächen. Als Malerin bevorzugt sie das Schichten zu vibrierenden Flächen in zahlreichen Variationen, wobei ausschließlich schwarz-weiße Grautöne kombiniert werden.
Der Druck der Holzschnitte wird mit Hilfe des Werkstattleiters professionell ausgeführt, die Radierungen können allein bewältigt werden. Bei diesem Prozess ist es wichtig dem Arbeitsablauf die ganze Aufmerksamkeit zu widmen, deren man fähig ist. Körperlich verlangen die Druckstöcke heftigen Einsatz, wenn man wie Hanna Sass ohne definierende Vorarbeit die zeichnerischen Entscheidungen im Moment des Machens fällt.
Da fliegen schon mal die Späne, Stecheisen und Axt arbeiten wie von selbst.
Die Gedanken sind unbestimmt, die Künstlerin ist in einer Art Extase, im Flow.
Implizites Wissen und Flow im künstlerischen Arbeitsprozess ist für die Künstlerin Antrieb und Verlass. Ihren eigenen speziellen Arbeitsprozess teilt sie ein in die für sie unterscheidbaren Phasen: „Vorbereitung, Ausbruch, sichtbar machen, Bearbeiten, Schichten, verschwinden lassen, Sortieren.“
Die wilde, aber in ihrem Ablauf durchaus planvoll und bewusst strukturierte Arbeit an den Druckstöcken untersucht das Phänomen des impliziten Wissens ohne das eine künstlerische Entscheidung im Moment ihres Entstehens schlicht nicht möglich oder vorstellbar ist. Sie zitiert in den beeindruckenden Grafiken keine Referenzen an Gegenständliches, sieht man einmal von der großen Bündelung als Schädelform ab. Was Hanna Sass mit anderen informellen Positionen teilt ist die gleichsam körperliche Mitteilung, eine Art physische Lesbarkeit, die von den grafischen Aktionen ausgehen.
Sie repräsentieren eine eigenständige und überraschende Anwendung dieser Strategie, die sich die Künstlerin mit Verve und Konzentration auf das, was im Flow passiert gesichert hat. Obwohl oder weil sie den gesamten Prozess als Druckgrafik souverän steuert.
Prof. Thomas Rug
Barbara Daiber (DE) und Jesper Hyllemose (DK)
01.10.-15.10.2017
Folgeveranstaltung Deutsch-Dänische Kunststaffel:
Barbara Daiber (DE) und Jesper Hyllemose (DK)
Ausstellung: „die nächsten“ 01.10.2017 - 15.10.2017
Den ausstellenden Künstern wurden im Rahmen der Ausstellung SISTERHOOD in 2016 von Barbara Ehrentreich (DE) und Pernille Gundersen (DK) die Kunststaffeln übergeben.
Barbara Daiber (DE), Studium in Berlin, lebt und arbeitet seit 1990 im Kulturzentrum Wilde Rose in Melle.
Kunst bedeutet für mich tasten, berühren, experimentieren, spielen und forschen. Ich male, schneide, klebe, rubble, nähe, verwebe Altes zu Neuem, denke und ahne, mache und lasse, schreibe und folge meinen Impulsen.
Jesper Hyllemose (DK): Fotographisch surrealistischer Illustrator.
Eröffnung mit Vernissage: 1.10.2017 um 11:00 im „atelier7art“ in Presen
Parken auf dem Standparkplatz Presen
Die Ausstellung ist an den Wochenenden in der Zeit vom 01.10. - 15.10.2017 i.d.R. Sa-So von 14.00 - 18.00 Uhr nach telefonischer Vereinbarung geöffnet.
Im Rahmen der Ausstellung findet am 3. Oktober um 11.30 Uhr ein Matinee statt mit Lesung und Musik.
Barbara Daiber liest überwiegend eigene Texte. Willem Schulz gibt Raum und Resonanz mit seinem Cello.
Feridun Zaimoglu
05.08.- 20.08.2017
FRAUEN – Feridun Zaimoglu
Die Frauengestalten aus dem Kopfkino Zaimoglus sind keine einfachen Frauen, es sind vielschichtige, von Männern befreite Frauen. Heldinnen, fast immer gebrochen durch das, was ihnen der Maler noch mitgibt, was sich erweitert im Bild spiegelt:
Verborgene Ängste, dunkle Seiten, Abgründe. Frauen, auch allein stehend, umwoben von Wundern, von Mystischem, einem Märchen gleich, welches von der Gegenwart geschrieben wird.
Zaimoglu ist ein Bilddenker, er benötigt kein Smartphone für Schnappschüsse, er malt und zeichnet den ihn treffenden Augenblick auf grandiose Art und Weise. Farbig - mit orientalischer Wucht - kommen seine Frauen und nisten sich in unsere
Erinnerungen ein. Sie sprechen den Betrachter direkt an und entführen ihn.
Das Gemälde „Sie zündet ein Licht an“, 2013, zeigt einen Frauenkopf mit einer Rapunzelfrisur in grünem Abendkleid. Der klassische Gesichtsschnitt zieht mit seinen hellblauen, Wasserumflorten Augen den Betrachter in ihren Bann. Was treibt „die Schöne“ um, was führt sie im Schilde.? Wird dem sich ihr nähernden Mann das Schicksal aus dem Märchen bevorstehen?
Man möchte sagen: Zaimoglu schreibt Gemälde und malt Romane. Er arbeitet ausschliesslich im Renaissanceformat, also in
A-3, mit Acryl und japanischer Tusche. Die Utensilien kann er überall mit hinnehmen und der 1964 in der Türkei geborene
Feridun Zaimoglu ist ein Reisender. Einer, der hinschaut, intensiv wahrnimmt, reflektiert und so hält er auf der Leinwand fest,wozu die Sprache manchesmal nicht reicht. Die „narrativen“ Gemälde erschliessen sich oft erst auf den zweiten Blick,
offenbaren ein ganzes Universum, wenn wir als Betrachter bereit sind, uns darauf einzulassen.